Venetien - 7 Tage Berge, Wein und Kultur

Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto, Bassano del Grappa, Montebelluna, Colli Euganei, Soave, Breganze, Sette Communi, Monti Berici, Monti LessiniDer Tourverlauf mit Start und Ziel in Carbonare.
Insgesamt 680 km und 7700 Höhenmeter

Start und Ziel - Carbonare

1 - Bassano del Grappa

2 - Montebelluna

3, 4 - Vò (Colli Euganei)

5 - Soave

6 - Breganze



Die Etappen

1 - Von Carbonare nach Bassano del Grappa (110 km)>>

Die Etappe beginnt in Carbonare auf 1000 m Meereshöhe, führt über den Passo Vézzana und Asiago hinunter ins Brentatal und endet in Bassano del Grappa auf 100 m Höhe.


2 - Vom Grappa zum Prosecco (141 km) >>

Die längste Etappe der Tour. Über Asolo ins Piave Tal und weiter zum Passo di S. Boldo. Nach der spektakulären Abfahrt zurück in die Prosecco Weinberge und zum Montello.


3 - Durch die Terraferma (121 km) >>

Eine flache Etappe zu den Colli Euganei über Treviso, Mira (Trattoria Nalin), Brentakanal und Padua.


4 - "Ruhetag" - Erkundung der Colli Euganei (69 km) >>

Die Strecke führt über Castelnuovo, Teolo-, Roccolo- und Galzignano Pass nach Este an der Südspitze der Colli. Zurück geht es auf der Westseite der Colli nach Boccon.


5 - Über die Monti Berici nach Soave (113 km) >>

Recht flach rollt es die ersten 50 km bis zum Fuß der Monti Berici. Ein Abstecher führt nach Montagnana, einem kleinen Städtchen mit einer der schönsten Stadtbefestigungen Europas. Die Monti Berici werden zur großen sportlichen Herausforderung bevor wir nach Soave geführt werden.


6 - Durch die Monti Lessini (87 km) >>

Überwiegend auf abgelegenen Sträßchen mit wenig Verkehr und verstreuten Siedlungen geht es in ständigem auf und ab nach Breganze.


7 - Via Altopiano dei Sette Communi zurück (34 km) >>

Das geplante, anspruchsvolle Finale endet leider einige hundert Höhenmeter nach Marostica im Dauerregen.


Alpinradler, Rennrad, Veneto, Venetien, Bici,  Breganze, Al Toresan

1. Etappe (110 km, 1320 Hm)

Sonntag 7. September


Ein Team mit 16 Radlern, so vielen wie letztmals bei der Pyrenäenrundfahrt, startete in Carbonare, hoch über dem Caldonazzo See, mit Toni, unserem Begleitfahrer auf eine Rundfahrt durch Venetien. Die Tour führte durch Provinzen die von Weinbau und Kulturdenkmälern geprägt sind und wo auch viele Radrennsportler zu Hause sind. Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto, Bassano del Grappa, Montebelluna, Colli Euganei, Soave, Breganze, Sette Communi, Monti Berici, Monti Lessini
Günter, Richard, Günthi, Hubert, Jack, Karl, Werner, Manfred, Bebbo, Pietro, Peter, Rupp, Paul, Willi, Hubert, Erwin

Die erste Etappe von Carbonare begann gleich mit einem Anstieg über den Passo Vezzana, einem ersten Vorgeschmack auf die kommenden Tage, jedoch noch mit angenehmen, gut zu tretenden Steigungen. Von der Hochebene von Asiago mit den 7 Cimberngemeinden ("Sette Communi") konnte dann eine kehrenreiche Abfahrt ins Valsugana und als Finale - mit reichlich Rückenwind - ein relativ ruhiges Sträßchen bis Bassano del Grappa entlang der Brenta genossen werden. Bassano, Municipio, notte, Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto, Bassano del Grappa

Oktoberfestbier, Bassano,Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto, Bassano del GrappaÜberrascht von dem ungeheuren Trubel in der Stadt, erfuhren wir, dass während des Wochenendes ein mittelalterliches Fest unter dem Motto "Herr der Ringe" stattgefunden hatte. Das gab den kreative Italienern auch die Möglichkeit, einen Innenhof unter das Motto "Oktoberfest" zu stellen und entsprechendes Bier auszuschenken. Nach üppigem und feinem Abendessen im "Al Saraceno" klang der Abend nach einem Stadtrundgang mit Birra Moretti bei Stefano aus.

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2. Etappe (141 km, 1600 Hm)

Montag 8. September

Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto, Bassano del Grappa, Montebelluna, Colli Euganei, Soave, Breganze, Sette Communi, Monti Berici, Monti LessiniAm zweiten Tag stand die längste Etappe der Tourenwoche an. Eine kleine Stadtbesichtigung mit Fototermin auf der berühmten Ponte degli Alpini, dem Wahrzeichen der Stadt, wollten wir uns aber dennoch nicht entgehen lassen. Die Etappe führte durch schnell wechselnde Landschaften unter dem Motto "vom Grappa zum Prosecco". Über Asolo, die Stadt der 100 Horizonte, und die Villa Maser (Palladio!), zwei Highlights unseres letztjährigen Aufenthalts, strebten wir erwartungsvoll nach Fener, um in Giannas Bar eine angemessene Rast einzulegen, doch sie hat leider montags Ruhetag und befand sich auf Proseccoprobe in Valdobbiadene, wie wir auf Nachfrage erfuhren - schade. Durch das weite Tal der Piave ging es zum Anstieg auf den Passo San Boldo, einen Pass, den österreichische Pioniere gegen Ende des „Grande Guerra“, wie der Erste Weltkrieg hier heißt, in hundert Tagen kühn in die steile Felswand gesprengt haben. Alpinradler, Rennrad, Tour, Bici, Veneto, Venetien, Passo San BoldoNach einer stärkenden Brotzeit, für die einmal mehr Pietro, in alter Tradition zur Freude aller bereits zuhause eingekauft hatte, folgte eine spektakuläre Abfahrt in die Weinberge  des Proseccogebiets. Kaum erholt, fanden wir uns in einer knackigen, sehr schweißtreibenden Steigung nach San Pietro di Feletto wieder. Die Bergankunft versüßte uns ein Weinbauer, der die schweißgebadeten Radler in seinen Weinkeller dirigierte und ein paar Flaschen Prosecco köpfte. Eine Bezahlung lehnte er ab und meinte stattdessen, wenn wir wieder mal in der Nähe seien, sollten wir doch wieder vorbeikommen. Um das Etappenziel zu erreichen musste noch der Montello – ein Klassiker für die hiesigen Rennradler -  auf der sogenannten Dorsale, quasi dem Rückgrat des verästelten Straßennetzes über diesen Berg, überfahren werden. Ab Nervesa della Battaglia hatte sich Elvis, ein italienischen Rennradler, als Routenführer dazugesellt, der ortskundig und zügig über Nebenstrecken zum schattigen, bewaldeten Höhenrücken führte.  Terraferma bei Nacht, notte, Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto, MontebellunaDer Montello gilt als das Top Trainingsgebiet vieler italienischer Rennradprofis.

Die lange und anstrengende Etappe krönte ein wundervoller Abend mit Prosecco auf der Aussichtsterrasse des Hotels. Es boten sich traumhafte Aussichten über die Ebene Richtung Venedig und da es tags zuvor geregnet hatte, waren sogar die Colli Euganei, unser nächstes Ziel, gut auszumachen. Im nächtlichen Lichtermeer waren in der Ferne noch mehrere Feuerwerke zu bestaunen.

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3. Etappe (121 km, 300 Hm)

Dienstag 9. September

Trattoria Nalin, Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, VenetoAuf der dritten Etappe ging es flach durch die Terraferma, das Hinterland von Venedig zwischen Adria, Karst und den Alpen. Zielort war Vo` am Fuße der Colli Euganei.
Treviso, der Stammsitz des Modehauses Benneton war schnell erreicht, und abwechslungsreich, mitunter hektisch im Verkehr aber auch beschaulich an ruhigen Kanälen entlang ging es weiter nach Mira. Trattoria Nalin, Antipasti, Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, VenetoHier ließ ein kulinarischer Boxenstopp im berühmten Fischlokal der Familie Nalin die Herzen bei vorzüglichen Antipasti und Primi, begleitet natürlich von Tocai und abgerundet mit Café und Cantuccini höher schlagen. Überraschend schnell gelang uns die Durchfahrt durch Padua, ebenso schnell ließen wir den Thermengürtel um Abano hinter uns und so konnten wir bei Bacco und Ariana, dem Tagesziel in den Colli Euganei bald die hauseigenen Tröpfchen genießen. Serprino frizzante und Cabernet inmitten der Weinberge an einem milden Sommerabend, wer das zu schätzen weiß, ist hier richtig aufgehoben.

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4. Etappe - "Ruhetag" (69 km, 950 Hm)

Mittwoch 10. September

Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Veneto, Venetien, Colli EuganeiDer Mittwoch war als Erholungstag mit beschaulicher Ausfahrt angedacht. Für die meisten wurde es nichts mit der Erholung, denn nur wenige fühlten sich von Abbano Therme so angezogen, dass sie das Rad stehen ließen, die anderen erkundeten die Colli Euganei. Unerwartet anstrengende Anstiege wechselten ständig mit rasanten Abfahrten, boten aber auch schöne Ausblicke und vermittelten den Eindruck, dass es hier noch viel zu entdecken gibt. Die erste, gemütliche Rast legten wir bei Stefano in seiner Osteria in Galzignano Terme ein. Die abschließende Runde Caffé hat Stefano spendiert!
Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Veneto, Venetien, Colli EuganeiDie Weiterfahrt über Arcqua Petrarca, Este und Lozzo Atestino ließen wir dann gemütlich angehen, bedienten uns an Feigenbäumen am Wegesrand, erfuhren, dass Bruschetta mehr sein kann als ein Bruschetta in Lozzo, Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, Veneto paar Scheiben Weißbrot, belegt mit verfeinerten Tomaten. Hier entspricht Bruschetta vom Umfang und Gehalt einer hiesigen Pizza. Aus entsprechend vielen Varianten für den Belag kann man auswählen - nicht schlecht für 3,50 Euro! Das passt in jedem Fall gut zum nachmittäglichen Prosecco und satt wird man davon auch - jedenfalls konnte die Zeit bis zum hervorragenden Abendessen in der Trattoria Rio Grande gut abgefedert werden!

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5. Etappe (113 km, 1050 Hm)

Donnerstag 11. September

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen, von den Colli Euganei. Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Veneto, Venetien, Gino, SoaveDa wir aber das mittelalterliche Montagnana noch auf dem Plan hatten, fuhren wir eine Schleife, und so waren die Colli während der 50 Kilometer flacher Fahrt bis zum Fuße der Monti Berici noch ständig im Blick. Monti Berici - in diesem üppig grünen Hügelland, Eldorado für Radler abseits der Touristenströme, ging es auf  kurvenreichen Straßen zum Lago Fimon. Nach einer Mittagsrast in der Trattoria Terrazza Lago, wo die Chefin unter Beweis stellte, dass sie auch unerwartet 17 hungrige Radler mit Bier, Pasta und Chardonnay zufrieden stellen kann, hieß es, weiterstrampeln bis zum  Tagesziel in Soave. Auf der verkehrsreichen und wie häufig schlecht beschilderten letzten Phase hatte sich Gino, ein ortskundiger italienischer Rennradler sehr verdient gemacht. Auf Nebenstrecken und Schleichwegen durch die Kleinstädte führte er uns bis vor die Tore von Soave. Er wäre sicher auch noch auf ein Gläschen mitgekommen, aber es war schon spät und er hatte noch einen weiten Heimweg.

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6. Etappe (87 km, 1700 Hm)

Freitag 12. September

Vestenavecchia, Alpinradler, Rennrad, Bici, Tour, Venetien, VenetoDie sechste Etappe brachte eine erste Begegnung mit den Monti Lessini, den Südausläufern der Alpen. Als zu ehrgeizig erwies sich die Planung auch gleich die Region der 13 Cimbergemeinden, deren Ursprung auf Bayerische Einwanderer zurückgeführt wird, und anschließend noch 3 Bergrücken zu überqueren. So war Bolca, weltweit bekannt durch eine sehr hochwertige und ergiebige Fossilienlagerstätte, das erste Ziel in den Bergen. Naheliegend, dass Eichstätt Partnerstadt von Bolca ist. Alpinradler, Rennrad, Tour, Venetien, Veneto, Monti Lessini, BolcaEin Genuss für Radler, die nach langer, anstrengender Fahrt hier oben ankommen, ist das Waschhaus vor der Stadt, wo frisches, kühles Wasser in verschwenderischer Menge für die verschwitzten, durstigen Pedaleure zur Verfügung steht. Dass auch Alpenausläufer anspruchsvolle Anstiege und Abfahrten zu bieten haben, konnten wir mit dem Passo Santa Caterina und dem Passo Zovo erfahren. Danach ging es wieder in die Ebene nach Schio und weiter zum  Zielort  Breganze. In Breganze, einem Ort inmitten einem Anbaugebiet edler Weine, bezog man  in der Villa Toresan Quartier. Eine Weinverkostung und ein Abend mit kulinarischen Leckerbissen vom Fogolar, einem Kamingrill in der offenen Küche zubereitet, rundeten den Tag genüsslich ab. Ein Gourmetabend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.Alpinradler Rennrad, Tour, Bici, Venetien, Veneto, Breganze, Al Toresan

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7. Etappe (34 km, 900 Hm)

Samstag 13. September

Alpinradler, Rennrad, Tour, Bici, Venetien, Veneto, Marostica, Piazza ScacchiDie letzte Etappe startete bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Nach einem Besichtigungsstopp in Morostica, einem Ort, der durch Maraschinokirschen und durch das Schachspiel mit lebenden Figuren Berühmtheit erlangt hat,  ging es mit den Radlern aufwärts und dem Wetter abwärts. Auf den ersten Kilometern in Richtung Asiago war allen bewusst: das sind Steigungen wie für uns gemacht. Lange, aber nicht zu steile Anstiege, die ein flottes Tempo zulassen und wo nicht gleich das größte Ritzel gesucht wird. Das wäre die Krönung der Tour gewesen - durchziehen bis Asiago, den Triumphbogen bestaunen und dann zügig weiter bis zum Ziel. Doch es sollte anders kommen. Lusiana und Piazza Campana erreichten wir noch trocken, dann aber setzte der Regen ein. Nässe und starke Abkühlung zwangen zum Abbruch der Etappe. Nach 35 gefahrenen Kilometern war Schluss. Eine freundliche Familie in einer Agritur öffnete für die durchnässten Radler ihren Gastraum, heizte ein und servierte köstlichen Rotwein, hier "vino tinto" genannt. So konnte der Abbruchschock locker überwunden werden. Eine Rückholaktion mit Autos bis zum Zielort Carbonare  schloss den letzten Tourtag ab.  Alle kamen wohlbehalten an den Ausgangspunkt zurück und ein gemütlicher und unterhaltsamer Abschlussabend konnte beginnen.

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Was bleibt?

In Erinnerung bleibt ein Landstrich, der hierzulande touristisch bisher sehr stiefmütterlich behandelt wird und wo es noch sehr viel zu entdecken gibt. Einige Begebenheiten und Eindrücke bleiben in besonderer Erinnerung. Es ist vor allem die besondere Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns während des ganzen Unternehmens entgegengebracht wurde. So versorgten uns Mutter und Tochter, die vom Wohnungsfenster aus beobachtet hatten, wie wir versuchten, nach Befahren eines frisch geteerten Straßenstücks, diesen von unseren Reifen zu entfernen, mit Küchenrollen zum Reinigen. Anlässlich der einen oder anderen Einkehr unterwegs, wurde uns ein Espresso oder auch mal eine kleine Antipasti spendiert. Besonderes Glück hatten wir auch, als wir beim erfragen des Wegs, die "richtigen" Leute (Radler) gefragt hatten. Statt großer Erklärungen haben sich sowohl Elvis als auch Gino (letzterer bereits 76 Jahre alt aber in topp Form) einfach an die Spitze unserer Mannschaft gesetzt und uns auf die richtige Strecke geleitet.
Venedig, die Serenissima, muss man selbstverständlich gesehen haben, aber nur das Erleben des Veneto in all seiner Vielfalt machen die Größe und Schönheit dieser Region gegenwärtig. Venetien, das Land und seine Menschen sind eine Reise wert, mit der Geselligkeit und dem Teamgeist der Alpinradler sowieso.

Text: Werner/Pietro/Jack